Unsere erste Begegnung mit dem Wort „Småland“ war alles andere als geschichtsträchtig: IKEA Bielefeld, irgendwann um 2003. Swantje war drei Jahre alt und verschwand im Kinderparadies. Gefühlte 5 Minuten später dann die Durchsage: „Die kleine Swantje möchte aus dem Småland abgeholt werden.“
Damals dachten wir noch: Småland – das ist einfach ein Bällebad mit Basteltisch und vielen Kindern. Heute, Jahre später, wohnen wir hier. Und wissen: Småland ist viel mehr als das.
Der Name „Småland“ stammt aus dem Altschwedischen und bedeutet wörtlich „die kleinen Länder“ übersetzt „små länder“. Gemeint waren damit ursprünglich eine Gruppe von kleinen, eigenständigen Stammesgebieten im südlichen Schweden. Diese lagen oft verstreut zwischen Wäldern, Seen und Mooren, weit weg vom Königshof in Stockholm, und regierten sich über Jahrhunderte selbst.
Was ist heute daraus geworden?
Småland heißt übersetzt „die kleinen Länder“. Früher war das tatsächlich wörtlich gemeint: Die Region bestand aus vielen kleinen, unabhängigen Bauerngemeinschaften, die ihre eigenen Regeln hatten. Jeder Hof, jedes Dorf lebte ein Stück weit für sich, mit eigener Gerichtsbarkeit, eigenen Traditionen und oft auch eigenen Dialekten. Gemeinsam hatten sie vor allem eines: ein raues, waldreiches Land mit kargem Boden, das die Menschen zwang, erfinderisch, fleißig und widerstandsfähig zu sein.
Heute ist Småland kein eigenes „Land“ mehr, sondern verteilt sich auf mehrere Provinzen. Ein großer Teil gehört zu Kronobergs län, einer Landschaft voller tiefer Wälder und unzähliger Seen. Hier, im Herzen Smålands, liegt auch unser geliebtes Fridafors, ein Ort, der das naturverbundene Leben der Region wunderbar widerspiegelt.
Weiter nördlich erstreckt sich Jönköpings län bis hinauf zum gewaltigen Vätternsee. Dieser zweitgrößte See Schwedens prägt seit Jahrhunderten das Leben dort, ob als Handelsweg, als Nahrungsquelle oder einfach als eindrucksvolle Wasserlandschaft, die bis heute Besucher anzieht.
Im Osten öffnet sich Småland zum Meer: Kalmar län mit seiner langen Küstenlinie und der bekannten Insel Öland. Öland gilt mit ihren Windmühlen, Leuchttürmen und der einzigartigen Natur als eine der beliebtesten Urlaubsinseln Schwedens.
Auch Halland und Blekinge waren früher teilweise småländisch geprägt. Zwar gehören sie heute zu anderen Verwaltungsbezirken, doch Spuren dieser Vergangenheit finden sich noch immer in Sprache, Kultur und Tradition.
Die alten Grenzen sind im Laufe der Zeit verschwommen. Geblieben ist jedoch der småländische Geist: eine Mischung aus Naturverbundenheit, Selbstständigkeit, ein bisschen Sturheit und einer großen Portion Erfindergeist. Kein Wunder also, dass so viele bekannte Auswanderer, Unternehmer und Schriftsteller aus Småland stammen.verschwimmen, der småländische Geist aber ist geblieben.
Was zeichnet Småland aus?
Småland ist vor allem Natur pur. Endlose Wälder und tausende Seen machen die Region zu einem Paradies für alle, die gerne draußen unterwegs sind. Hier kann man stundenlang wandern, mit dem Kanu über spiegelglatte Seen gleiten oder mit dem Fahrrad auf kleinen Schotterwegen durch einsame Landschaften fahren. Wer es gemütlicher mag, geht in den Wald und sammelt Blaubeeren, Preiselbeeren oder Pilze. Mit ein wenig Glück kommt man dabei nicht nur mit einem vollen Korb nach Hause, sondern auch mit roten Wangen vom vielen Verlaufen.
Typisch für Småland sind die bunten Holzhäuser, die überall in der Landschaft verstreut stehen. Das klassische Schwedenrot ist mehr als nur hübsch fürs Auge. Früher wurde die Farbe aus Kupfererz hergestellt und machte das Holz haltbarer. Heute ist es längst Tradition und ein Symbol für das schwedische Lebensgefühl, das man in Småland besonders intensiv spürt.
Ein weiteres Kennzeichen Smålands ist der Erfindergeist. Viele weltbekannte Marken haben hier ihren Ursprung. IKEA mit seinen Möbeln zum Selberbauen, Tetra Pak mit den praktischen Verpackungen für Milch und Saft, Husqvarna mit Motorsägen und Nähmaschinen oder die leichten Aluminiumboote von Linder. Ebenso die Eisenbahnen von Brio aus Osby, Absolut Vodka aus Ahus und Abu Garcia Angeln aus Svängsta. All das sind småländische Originale, die aus einer Mischung aus Pragmatismus, Sparsamkeit und Kreativität entstanden sind.
Und dann wäre da noch Astrid Lindgren. Ihre Geschichten über Michel aus Lönneberga, Pippi Langstrumpf oder Die Kinder aus Bullerbü stammen direkt aus ihrer Heimat Vimmerby. Wer heute durch Småland fährt, hat oft das Gefühl, direkt in ihre Bücher einzutauchen, mit den kleinen Bauernhöfen, den alten Steinmauern und den wilden Gärten.
Kulinarisch kommt man in Småland kaum an Blaubeeren und Lingonsylt vorbei. Ob auf Pfannkuchen, zu Köttbullar oder einfach frisch aus dem Wald, die süß-sauren Beeren gehören hier einfach zum Alltag und sind so etwas wie die heimliche Nationalspeise der Region.
Småland ist also weit mehr als nur ein Landstrich im Süden Schwedens. Es ist eine Mischung aus Natur und Tradition, aus Geschichten und Ideen, und ein Ort, der bis heute zeigt, wie viel aus kleinen Ländern Großes entstehen kann.
Als wir im Norden Schwedens unterwegs waren und sagten, dass wir aus der Nähe von Växjö kommen, waren die Menschen ganz verzückt. Småland wird in anderen Teilen Schwedens das „liebliche“ Schweden beschrieben.
Was bedeutet Småland für uns persönlich?
Wenn wir morgens mit dem ersten Kaffee auf der Terrasse sitzen und der Wald noch schläft, dann spüren wir: Die kleinen Länder von damals leben weiter. Besonders das merken wir in der Gelassenheit der Menschen beim Einkaufen and der Kasse und generell, das Leben im Rhythmus mit der Natur, und in der Art, wie hier gelebt wird.
Småland ist kein Ort, den man nur besucht. Es ist ein Ort, in dem man ankommt. Und das versuchen wir auf unsere Art und Weise auch auf unsere Gäste zu übertragen, wenn sie in der Vallesborg ankommen und Ihren Urlaub hier verbringen.